Hunde, die bellen, beißen nicht.
So behauptet es ein Sprichwort. Wie sieht es aber aus, wenn dich ein fremder oder sogar dein eigener Vierbeiner anknurrt: Ist das schlimm und solltest du ihn dafür bestrafen?
Das Knurren eines Hundes richtig zu verstehen, ist äußerst wichtig, um angemessen darauf reagieren zu können. Denn nicht immer möchte ein Hund damit Aggression ausdrücken. Was das Knurren bedeuten kann und wie du damit umgehen solltest, erfährst du in diesem Artikel.
Warum knurrt ein Hund
Hunde knurren aus ganz unterschiedlichen Gründen. Der wohl bekannteste ist, dass sie sich von etwas bedroht fühlen und den Auslöser durch das Knurren auf Abstand halten wollen. Vielleicht hat dein Hund Angst vor fremden Männern und knurrt, wenn sich ihm einer nähert. Vielleicht reagiert dein Hund aber auch aggressiv auf Artgenossen und möchte nicht, dass ihm einer zu nahe kommt. Oder er will nicht von dem kleinen Kind angefasst werden, das so tollpatschig auf ihn zustürmt.
Es ist aber auch möglich, dass dein Vierbeiner eine Gefahr wahrgenommen hat und durch das Knurren darauf aufmerksam machen will. In diesem Fall ist es eine Warnung an seinen Sozialverband à la „Achtung, da ist etwas Gefährliches.“

Ein weiterer Grund, warum dein vierbeiniger Freund knurrt, kann Ressourcenverteidigung sein. Er möchte etwas verteidigen, das ihm wichtig ist, zum Beispiel besonders leckeres Futter, seinen Kauknochen, sein Spielzeug oder auch dich gegenüber anderen Menschen oder Artgenossen.
Und natürlich muss ebenfalls daran gedacht werden, dass Hunde knurren können, wenn sie Schmerzen haben und sie entweder eine Berührung vermeiden wollen oder ihnen eine Berührung wehtut. Eine Mischung aus Angst und Schmerzvermeidung kennst du vielleicht von deinem Vierbeiner, wenn du mit ihm zum Tierarzt gehst. Je nachdem, welche Erfahrungen er dort bereits gemacht hat, kann es sein, dass er auf die Annäherung des Arztes oder der Helfer mit Knurren reagiert.
Du siehst, dass die Auslöser ganz verschieden sein können. Knurren ist somit nicht gleich Knurren, so wie bei uns Menschen auch nicht jedes Schreien das Gleiche bedeutet.
Noch mehr Informationen zur Hundesprache findest du in diesem Artikel.
Knurren beim Spielen, was bedeutet das?
Außer den oben genannten Gründen für das Knurren gibt es noch das sogenannte „Spielknurren“. Dieses zeigen einige Hunde bei Zerrspielen oder sehr körperbetonten Spielen. Im Gegensatz zu den anderen Formen ist das Spielknurren nicht mit Angst oder Aggression verbunden, sondern tatsächlich spielerisch gemeint. Wenn dein Vierbeiner also knurrt, während ihr gemeinsam am Tau zerrt, darfst du gerne weitermachen.

Anders sieht es aus, wenn dein Hund in seiner Körpersprache immer steifer und drohender wird und dabei seine Rute immer weiter nach oben geht. In diesem Fall kann es sein, dass die Stimmung von spielerisch zu ernst gekippt ist. Deshalb ist es immer wichtig, die Situation genau zu beobachten, um die Lage richtig einzuschätzen.
Wie du auf das Knurren reagieren solltest
Da das Knurren so viele verschiedene Auslöser haben kann, gibt es auch kein Pauschalrezept dafür, wie du damit umgehen solltest. Wichtig ist jedoch eins: du solltest das Knurren niemals bestrafen!
Der Grund dafür ist ganz einfach, denn das Knurren ist eine Form der Kommunikation. Wenn du es deinem Hund verbietest, bringst du ihn in Bedrängnis. Wie sonst soll er dir mitteilen, dass er etwas nicht möchte? Dass er nicht angefasst werden will oder sich bedroht fühlt?
Hunde, denen das Knurren verboten wurde, wählen meistens den nächsten Schritt und beißen zu. Ihre Vorwarnung – das Knurren – lassen sie weg und werden somit zu einer Gefahr, die du nicht mehr einschätzen kannst.
Woran du eine mögliche Eskalation erkennen kannst, erfährst du in diesem Artikel zu den Eskalationsstufen beim Hund.
Ein großartiges Video zum Thema „Hilfe, mein Hund knurrt! Darf der das?“ findest du hier im YouTube-Kanal von Alexandra von 4Pfoten on Tour:
Viel sinnvoller ist es, den Grund für das Knurren herauszufinden und an genau diesem Auslöser zu arbeiten.
Wenn dein Hund Angst vor etwas hat, kannst du ihm durch positives Training helfen, diese abzubauen. Beim Tierarzt nennt sich das „Medical Training“ und sollte möglichst begonnen werden vor der ersten schmerzhaften Erfahrung.
Das Gleiche gilt, wenn er auf etwas aggressiv reagiert. Ein „Tauschen“-Signal kannst du schon deinem Welpen beibringen. Sollte dein Vierbeiner seine Ressourcen verteidigen, dann habt ihr auf diesem Gebiet Übungsbedarf. Du möchtest sicherlich ebenfalls nicht, dass dir irgendjemand einfach etwas für dich wichtiges wegnimmt. Du sagst dann „Stopp“. Nichts anderes macht dein Hund mit seinem Knurren.
Und wenn er dich durch sein Knurren auf eine vermeintliche Gefahr aufmerksam machen möchte, ist das doch etwas Gutes. Was er in diesem Moment braucht, ist Sicherheit und keine weitere Bedrohung durch seine Bezugsperson.

Da das Knurren eine so wichtige Ausdrucksform ist, kannst du es – je nach Situation – sogar belohnen.
Ein Beispiel:
Dein Vierbeiner knurrt, weil sich ihm jemand nähert, vor dem er Angst hat. Du lobst ihn dafür und sorgst nun dafür, zu dieser Person Abstand aufzubauen. Genau das ist es ja, was dein Hund in diesem Fall möchte: Distanz. Dazu kann es reichen, dich vor deinen vierbeinigen Freund zu stellen, einen Schritt zurückzugehen oder die Person zu bitten, nicht näherzukommen.
Durch das Loben und deine folgende Reaktion lernt dein Hund, dass du seine Kommunikation verstehst und ernst nimmst. Zukünftig wird er dadurch auch weiterhin knurren und dir somit deutlich mitteilen, wenn für ihn etwas nicht stimmt. Gleichzeitig solltest du natürlich mit ihm am eigentlichen Auslöser für das Knurren trainieren, damit er seine Angst abbauen kann.
Einige Mitmenschen werden auf diese Vorgehensweise mit Unverständnis reagieren, da für sie das Knurren etwas Negatives ist, das verboten werden sollte. Diese Denkweise beruht jedoch auf falschem Wissen und schadet letztendlich nur der Beziehung zwischen dir und deinem tierischen Freund.

Fazit – Knurren ist nichts Schlimmes
Knurren gehört zur normalen hundlichen Kommunikation und ist eine wichtige Ausdrucksform. Es zu verbieten, kann sehr gefährlich sein, da dein Vierbeiner nicht mehr warnen darf und daher bei einer Bedrohung unter Umständen direkt zubeißt.
Viel besser ist es, die Auslöser zu erkennen, daran zu trainieren und deinen Hund für das Knurren zu loben. Damit vermittelst du ihm Sicherheit und er lernt, dass du ihn verstehst. Und das ist die wichtigste Grundlage für ein harmonisches Zusammenleben.
Welche Erfahrung hast du schon mit knurrenden Hunden gemacht?
Wir freuen uns wie immer über jeden Kommentar!