Warum du ein Aufmerksamkeitssignal brauchst

Bestimmt kennst du das auch: du rufst deinen Hund, aber er reagiert nicht, weil er mit etwas Anderem beschäftigt ist. Vielleicht buddelt er gerade nach Mäusen, hat einen Artgenossen gesehen oder schnuppert an einer spannenden Stelle. Ablenkungen gibt es im Leben deines Hundes genug. Wie schaffst du es, dass sich dein Hund von diesen ab- und dir zuwendet? Genau, mit einem Aufmerksamkeitssignal.

Was das genau ist, wie du es aufbaust und wie vielseitig du es einsetzen kannst, das erfährst du in diesem Beitrag.

Was ist ein Aufmerksamkeitssignal

Ein Hund, der unaufmerksam ist, bekommt nicht mit, dass er zu dir zurückkommen, sich setzen, hinlegen oder bei Fuß laufen soll. Er ist gerade mit seinen Sinnen ganz woanders. Das macht er aber nicht aus böser Absicht, sondern weil er – genau wie wir – seine Umwelt erkundet und wahrnimmt. Manche Dinge fesseln seine Aufmerksamkeit, andere machen ihm Angst, wieder andere lassen ihn aggressiv werden.

Ein Hundekopf von hinten in den Bergen
Auch Hunde schauen sich ihre Umwelt an

Lass mich das an einem Beispiel aus der Menschenwelt verdeutlichen. Stell dir vor, du bist gerade in ein spannendes Buch vertieft und dein Partner spricht dich an. Du bekommst davon allerdings gar nichts mit, weil dich das Buch so fesselt. Erst als dich dein Partner anstupst, tauchst du aus der Versenkung auf und bist total überrascht, weil du ihn vorher nicht gehört hast.

Genauso geht es deinem Hund, wenn er einen interessanten Geruch in der Nase hat oder mit seinem Kopf in einem Erdloch steckt. Auch Sachen, die deinem Hund Angst machen oder ihn aggressiv stimmen, lassen ihn seine Umwelt vergessen. Es gibt ihm Sicherheit, wenn er diese Dinge im Blick behalten und beobachten kann.

Mit einem Aufmerksamkeitssignal lernt dein Hund, sich nach einem bestimmten Wort oder Geräusch dir zuzuwenden. Konkret bedeutet das, dass dich dein Hund anschaut, wenn du ihm sagst „Schau mich an“. Es muss dir dabei nicht in die Augen blicken. Es reicht, wenn er in deine Richtung schaut.

Jeder Hund richtet seine Aufmerksamkeit auf etwas Anderes.

Aufmerksamkeit auf Signal muss trainiert werden

Obwohl du dir garantiert wünschst, dass dein Hund immer reagiert, wenn du ihn ansprichst, ist das in der Praxis nicht so leicht. Damit er dir zuverlässig seine Aufmerksamkeit schenkt, musst du dies zuerst mit ihm üben. Dein Hund soll lernen, dass es sich für ihn lohnt, wenn er sich von Dingen abwendet oder sein Verhalten unterbricht. Schließlich ist das, war er gerade macht, angenehm für ihn oder trägt dazu bei, dass er sich sicher fühlt. Damit er Spaß daran hat, das Signal zu lernen, solltest du auf positive Trainingsmethoden zurückgreifen.

Dazu brauchst du ein Aufmerksamkeitssignal

Der Sinn des Aufmerksamkeitssignals ist nicht bloß, dass dich dein Hund anschaut. Der eigentliche Zweck ist, dass er ansprechbar für das folgende Signal wird. Wenn du deinen Hund zu dir rufst, während er nach Mäusen buddelt, wird er vermutlich nicht auf den Rückruf reagieren. Sagst du ihm zuerst, er soll dich anschauen und gibst ihm danach das Rückruf-Signal, stehen deine Erfolgschancen weitaus besser.

Das Gleiche trifft auch auf Situationen zu, in denen dein Hund Angst vor etwas hat oder etwas wahrnimmt, worauf er aggressiv reagiert. Mit dem Aufmerksamkeitssignal kannst du ihn dazu bringen, seinen Blick zu lösen und etwas anderes zu machen. Anstatt seinen Feind anzugreifen, kann er beispielsweise lernen, wegzugehen. Das Aufmerksamkeitssignal ist somit ein Zwischenschritt, mit dem du bei deinem Hund einen Fuß in die Tür bekommst.

Mischlingshund auf Wiese kaut auf einem Ball
Ein abgelenkter Hund reagiert schlechter auf unsere Signale

Unerwünschtes Verhalten unterbrechen

Mit Hilfe des Signals kannst du einerseits erreichen, dass sich dein Hund dir zuwendet, aber du kannst auch unerwünschtes Verhalten unterbrechen. Stell dir vor, dein Hund hat auf der Straße etwas gefunden, das er fressen möchte. Indem er dich nun auf Signal anschaut, muss er sich zwangsläufig von dem Fressen abwenden.
Auch wenn dein Hund irgendwas anbellt, kannst du das Verhalten mit dem Aufmerksamkeitssignal stoppen. Indem du den Blickkontakt zum Auslöser des Bellens unterbrichst, unterbrichst du auch das Bellen.

So baust du das Aufmerksamkeitssignal auf

Ich habe gerade schon erwähnt, dass es sich für deinen Hund lohnen muss, dir seine Aufmerksamkeit zu schenken. Deshalb darf nach dem Signal nichts Unangenehmes für ihn folgen.

Am Anfang des Trainings greifst du am besten auf Dinge zurück, die sich einfach als Belohnung nutzen lassen: Futter oder spielen. Später solltest du unbedingt variieren, damit es nicht vorhersehbar und langweilig für deinen Hund wird.

Zuerst entscheidest du dich für ein Signal, das du nutzen möchtest.
Das kann sein:

  • ein Pfiff
  • ein Wort (Schau, Guck mal, Watch, etc.)
  • mit der Zunge schnalzen

Hinweis:
Bitte verwende nicht den Namen deines Hundes, denn diesen hört er im Alltag zu oft. Manchmal wird der Name unbewusst auch zum Schimpfen oder Ermahnen genutzt, deshalb scheidet er als geeignetes Signal aus.

Seitliches Profil von bellendem Schaeferhund
Auch Bellen lässt sich positiv mit diesem Signal unterbrechen

Übungsablauf

Am Anfang solltest du in einer vollkommen ruhigen, ablenkungsfreien Umgebung üben. Dein Hund muss in deiner direkten Nähe sein und du brauchst viele kleine, gute Leckerlis, die dein Hund gerne frisst. Am ersten Tag gibst du das neue Signal und fütterst deinem Vierbeiner sofort ein paar Leckerlis. Er muss gar nicht auf das Signal reagieren, denn es geht rein um die Verknüpfung zwischen dem Signal und der Belohnung.

Am nächsten Tag wartest du beim Üben, bis dein Hund kurz wegschaut und gibst genau dann das Signal. Denke daran, dass dein Hund nah bei dir sein muss, sonst ist es zu schwer.
Diese Vorgehensweise übst du nun fünf weitere Tage mehrmals täglich, im Haus und bei den Spaziergängen. Achte immer darauf, dass die Umgebung ruhig und ohne Ablenkungen ist.

Ab der zweiten Woche steigerst du in winzigen Schritten die Ablenkungen, wenn du das Signal gibst. Du solltest aber immer darauf wetten können, dass dein Hund wirklich auf das Signal reagieren wird. Bist du dir unsicher, weil die Ablenkung zu hoch ist, solltest du es nicht ausprobieren. Übe lieber in kleinen Schritten und mit viel Erfolg als in großen und mit Misserfolg!

Blickkontakt ist ein Schlüssel zum Erfolg

Ein Hund, der dich anschaut, ist aufmerksam und ansprechbar. Das Aufmerksamkeitssignal bildet somit die Basis für eine erfolgreiche Kommunikation zwischen dir und deinem vierbeinigen Freund. Es ist ein kleines Signal mit großer Wirkung! Und für mich gibt es zudem kaum etwas Schöneres, als in die Augen meiner Fellfreunde zu schauen.

Bild:

(c) Nima Ashoff
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