Hundgerechte Belohnungen

Dass es für ein erfolgreiches Training wichtig es ist, seinen Vierbeiner angemessen belohnen, das spricht sich nicht erst durch das Clickertraining immer mehr herum. Leider denken viele beim Thema Belohnung nur an Futter. Zwar ist das für viele Hunde ziemlich attraktiv, andere haben an Fressbarem jedoch wenig Interesse. Wie sieht eine passende Belohnung bei diesen Hunden aus? Und warum ist es auch bei verfressenen Hunden sinnvoll, nicht immer auf das gleiche Leckerli zurückzugreifen?

Lass uns einmal schauen, wie hundgerechte Belohnungen aussehen und wieso es wichtig ist, diese zu variieren.

Welche Bedürfnisse hat dein Hund?

Bevor ich mich den Vierbeinern widme, habe ich ein Beispiel für dich. Stell dir vor, du sitzt vorm Fernseher und schaust einen Film. Es klingelt an der Haustür, du öffnest und bekommst dafür 10 Euro. Vermutlich wirst du dich darüber freuen.
Dieses Szenario wiederholt sich ab sofort mehrmals täglich. Mal stehst du gerade unter der Dusche, mal kochst du, mal liest du ein Buch, wenn es klingelt. Nach einigen Wiederholungen weißt du, dass du 10 Euro bekommen wirst und beginnst abzuwägen: lohnt es sich für mich, zur Tür zu gehen oder ist das, was ich gerade mache, interessanter?
Die Belohnung wird für dich somit vorhersehbar und verliert nach und nach ihren Reiz.

Hunde haben unterschiedliche Bedürfnisse

Anders sieht es in diesem Fall aus:
Jedes Mal, wenn du die Türe öffnest, bekommst du unterschiedliche Dinge dafür. Mal ist es eine Tafel Schokolade, mal sind es 100 Euro, mal eine Flasche Wein. Du weißt also nie, was dich erwartet: es könnte ein Jackpot sein! Entsprechend neugierig und motivierst bist du wahrscheinlich, die Türe zu öffnen und zwar unabhängig davon, was du gerade machst.

Kommen wir zu den Vierbeinern, denn bei ihnen sieht es ähnlich aus. Bekommt dein Hund für den Rückruf jedes Mal das gleiche Bröckchen Futter, wird ihm das auf Dauer langweilig. Lässt du dir hingegen Verschiedenes einfallen, bleibt es für ihn spannend.

Je besser du dabei die Bedürfnisse deines Hundes berücksichtigst, umso besser kommt die Belohnung bei ihm an.

Beispiele für Bedürfnisse eines Hundes:

  • spielen
  • fressen
  • trinken
  • buddeln
  • schwimmen
  • Sozialkontakt (kuscheln)
  • schnüffeln
  • jagen
  • etc.

Du siehst, dass fressen nur ein Bedürfnis von zig anderen ist. Viele davon kannst du in euren gemeinsamen Alltag beim Belohnen einbeziehen.

Schwarz-brauner Mischlingshund buddelt im Sand
Viele Hunde lieben es, zu buddeln

Abwechslungsreich und angemessen belohnen

Bedürfnisse wechseln sich im Laufe des Tages ab. Nach einem langen Spaziergang an einem heißen Tag sehnt sich dein Hund wohl eher nach Ruhe oder Wasser als nach einem Rennspiel.

Beim angemessenen Belohnen kommt es neben dem Bedürfnis aber auch auf die passende Intensität an. Kann dein Hund seit zehn Jahren hervorragend Sitz, brauchst du nicht jedes Mal eine Riesenparty feiern, wenn er sich setzt.
Machst du mit deinem Junghund jedoch Anti-Jagdtraining, dann sollte die Belohnung bei guter Mitarbeit unbedingt intensiv ausfallen.

Tipp:
Versetze dich in deinen Hund und frage dich „Wie schwer war es für ihn gerade, dieses Verhalten zu zeigen?“. Danach kannst du die Intensität deiner Belohnung ausrichten. Unterscheide zwischen Belohnungen, die in Ordnung und welchen, die absolut super sind.
Denke dabei auch an den Leitspruch: „Der Köder muss dem Fisch schmecken, nicht dem Angler“.

Zwei Mischlingshunde spielen am Strand
Mit Artgenossen zu spielen, ist was Tolles.

Spielen als Belohnung

Mal angenommen, dein Hund rennt gerade einem Hasen hinterher und kommt zu dir zurück, weil du ihn gerufen hast. Das ist eine super Leistung, die von dir wertgeschätzt werden sollte! Dein Hund ist vermutlich noch immer in Rennstimmung, deshalb wäre ein Laufspiel jetzt eine passende Belohnung. Du kannst selber mit ihm rennen, ihn einen Ball jagen lassen oder Futter werfen, dem er folgen darf. So greifst du das aktuelle Bedürfnis deines Vierbeines ideal in deine Belohnung mit auf.

Für die Beziehung zu deinem Hund ist gemeinsames Spielen außerdem förderlich. Es macht beiden Seiten Spaß und verbindet.

Futterbelohnung

Für Futter würde meine Hündin Luna fast alles tun. Das ist natürlich praktisch, denn Futter lässt sich leicht mitnehmen und schnell aus dem Beutel holen.
Genau das verleitet allerdings dazu, nichts anderes zu machen: über Futter zu belohnen, ist bequem.
Im Grunde spricht nichts dagegen, es als Belohnung zu nutzen. Allerdings ist es äußerst langweilig, wenn es ständig das gleiche trockene Bröckchen Futter ist. Dabei lässt sich leicht viel Abwechslung reinbringen:

  • Käsewürfel
  • Leberwurst
  • getrockneter Fisch
  • getrocknete Hühnermägen
  • lecker gefüllte Schlecktuben
  • etc.

Bestimmt fallen dir weitere Leckereien ein, mit denen du deinen Hund begeistern kannst. Wenn du gerne kochst, kannst du auch Leckerlis und Hundekekse mit viel Liebe selbst backen.

Noch besser kommt Futter an, wenn du es nicht emotionslos gibst, sondern eine soziale Komponente hinzu fügst, zum Beispiel ein gemeinsames Spiel.

Brauner Labrador mit Karotte im Maul
Karotten sind bei manchen Hunden begehrte Leckerlies

Verschiedene Arten, Futter als Belohnung zu geben:

  • Leckerli wegwerfen, so dass dein Hund hinterher rennen muss
  • Leckerli auf dem Boden suchen lassen
  • Leckerli verpacken und er kann es aufreißen
  • Leckerli eingraben und er darf es ausbuddeln
  • Leckerlis in Mauerritzen, zwischen Wurzeln oder in Baumrinde verstecken

Deiner Kreativität sind dabei keine Grenzen gesetzt. Erlaubt ist, was für deinen Hund nicht gefährlich ist und ihm gefällt.

Streicheln als Belohnung

Von vielen Hundebesitzern höre ich, dass sie ihren Hund zur Belohnung streicheln. Was gut gemeint ist, kommt bei deinem Vierbeiner aber nicht unbedingt auch so an. Genau wie wir Menschen sind sie nicht rund um die Uhr in Kuschellaune. Manchmal kann eine Berührung sogar unangenehm sein, zum Beispiel, wenn dein Hund gerade sehr gestresst ist.

Da wir unsere Hunde im Alltag oft anfassen, ist gestreichelt zu werden für viele Vierbeiner nichts Besonderes. Es ist o.k, aber dafür auf den Rückruf zu hören, wäre zu viel verlangt.
Als freundliches Lob für Zwischendurch ist Streicheln in Ordnung. Möchtest du deinem Hund Dinge beibringen, die schwer für ihn zu leisten sind, sollte die Belohnung unbedingt beeindruckender ausfallen.

Hund beim Fangen einer Frisbee
Gemeinsames Spielen ist für unsere Hunde wichtig

Jagen als Belohnung

„Was, ich soll meinen Hund jagen lassen?“
Nein, natürlich nicht, zumindest keine Rehe, Hasen oder anderen Tiere. Dafür gibt es guten Ersatz in Form von Spielzeugen oder Futterbeuteln. Mit diesen kannst du hervorragend arbeiten, wenn dein Hund eine Jagdleidenschaft hat.
Das Jagen ist für viele Hunde ein sehr wichtiges Bedürfnis, auch wenn es bei manchen nicht mehr stark ausgeprägt ist. Hat dein Vierbeiner jedoch Freude daran, solltest du es unbedingt in eure Belohnungsvarianten aufnehmen.

Richtig belohnen lohnt sich

Vielleicht denkst du jetzt, dass sich das ziemlich kompliziert anhört, aber das scheint nur auf den ersten Blick so. Für deinen Hund ist es weitaus komplizierter, sich in unserer Menschenwelt zurechtzufinden und unseren oft hohen Ansprüchen gerecht zu werden.
Indem du deinen Vierbeiner genau beobachtest und dir seine Vorlieben notierst, bekommst du schnell einen Überblick über das, was er gerne mag.

Das Ergebnis ist nicht nur ein zufriedener Hund, sondern auch du wirst feststellen, dass dir das Üben und Belohnen mehr Spaß macht.

Bild:

(c) Javier Brosch - Fotolia.com
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