Barfen – Die richtigen Zutaten mit Liebe und Verstand

Immer wieder gibt es Diskussionen um die richtige Ernährung unserer Hunde. Sind sie nun reine Fleischfresser, weil sie vom Wolf abstammen? Oder sind sie eher Allesfresser, weil sie schon so lange domestiziert sind und sich eher von Essensresten ernähren? Ist Barfen im Vergleich mit Nassfutter und Trockenfutter besser, gesünder, sinnvoller? Und was ist die ideale Zusammensetzung beim Barfen? Hier erfährst du es.

Barfen im Vergleich zu Nassfutter und Trockenfutter

Wenn du deinen Hund mit Fertigfutter fütterst, hast du es einfach. Denn das Futter enthält in der Regel alle wichtigen Zutaten.

Trockenfutter lässt sich gut lagern, ist ideal für unterwegs und auf Reisen und leicht zu füttern. Nassfutter aus der Dose ist besonders schmackhaft und gut für den Wasserhaushalt. Einmal geöffnet, muss es allerdings rasch verzehrt werden. Wegen des oft hohen Eiweißgehalts kann Nassfutter zu unangenehmen Überversorgungsreaktionen führen.

Was du bei der Futterauswahl auf jeden Fall beachten solltest, kannst du in unserem Ratgeber zur Hundeernährung nachlesen. Eine Liste mit gutem Hundefutter haben wir dir hier zusammengestellt.

Barfen – Generelles zur Zusammensetzung

Barfen bedeutet auf keinen Fall die ausschließliche Fütterung von rohem Fleisch. Roh bedeutet Rohkost, also neben Fleisch ebenso Gemüse, Obst, Salat und Knochen. Denn Hunde brauchen, wie wir Menschen auch, vor allem Eiweiß, Fett, Kohlenhydrate, Mineralstoffe, Spurenelemente und Vitamine als Basis der Ernährung. Das Entscheidende ist, dass du die Zutaten genau auf den jeweiligen Hund abstimmen kannst.

Aktivität, Alter und Größe des Hundes sind dabei wichtige Kriterien. Je nach Bewegungslevel und Rasse ergibt sich für jeden Hund eine individuelle Mischung. Auch der Ernährungszustand, Erkrankungen und spezielle Vorlieben deines Hundes müssen bei der Zusammenstellung ebenfalls berücksichtigt werden.

Die Meinung dreier Tierernährungsexperten und Tierärztinnen zum Barfen kannst du in diesem Artikel nachlesen.

Vorteile des Barfens

Barfen hat im Vergleich zu Fütterung von Fertigfutter einige Vorteile

  • Das Futter für den Hund lässt sich individuell zusammenstellen
  • Sicherheit durch gezielten Einkauf einwandfreier, geprüfter Zutaten
  • jederzeit Abwechslung im Speiseplan möglich
  • jederzeit mögliches, sofortiges Reagieren auf Über- oder Unterversorgung
  • glänzendes Fell, gesunde Zähne, weniger Ausdünstungen und Blähungen
  • weniger Absatz von Kot dank guter Futterverwertung

Diese Vorteile sind aber nur dann der Fall, wenn du dich fachlich gut über die richtige Zusammensetzung informierst und dich nicht scheust, dich eventuell auch von einer Ernährungsberaterin für Hunde beraten zu lassen.

hundenapf gefuellt mit fleisch, obst und gemuese
BARF ist mehr als rohes Fleich!

Fleischsorten und Innereien fürs Barfen

Der Fleischanteil im Barf kann von verschiedenen Tieren stammen. Am häufigsten verfüttert werden Rind, Pute, Huhn, Lamm, Ziege, Ente, Reh, Hirsch und Kaninchen. Aber auch Pferd und Exoten wie Känguru, Büffel, Fasan, Kamel und Strauß kannst du nutzen.

Das Fleisch mancher Tiere hat besondere Vorteile:

  • Muskelfleisch vom Pferd bringt weniger Eiweiß und Energie als Rindfleisch und ist daher gut für wenig aktive Hunde und Senioren.
  • Das Euter vom Rind enthält viel Calcium und Fett. Es eignet sich gut für Welpen und kranke Hunde.
  • Schlundfleisch vom Rind kann als sehr bekömmliche und zarte Fleischsorte sogar Welpen und alten Hunden schmecken.
10 verschiedene Schalen frisches Fleisch als Hundefutter
Innereien spielen beim barfen eine wichtige Rolle.

Innereien sind ein Muss!

In Innereien sind lebenswichtige Stoffe wie Mineralien, Spurenelemente und Vitamine enthalten. Etwa 15 % jeder Fleischportion für den Hund sollte deshalb aus Innereien bestehen. In Leber und Niere sind beispielsweise Biotin, Eisen, Kupfer und Vitamine (A und B) enthalten. Allerdings sollten Leber und Niere nur einmal wöchentlich gegeben werden, da auch schwer abbaubare Substanzen darin enthalten sind. Lunge und Milz sind hingegen arm an Fett und Kalorien, bieten aber viel Eisen. Sie sind jedoch nicht besonders gut verdaulich und sollten nur gelegentlich gefüttert werden.

Mägen von Kühen, Schafen oder Ziegen sind für Hunde wertvolle Lieferanten von Mineralstoffen, Spurenelementen und Vitaminen. Denn die Mägen dieser Wiederkäuer enthalten schon vorverdautes pflanzliches Futter mit vielen Vitaminen. Speziell der grüne Pansen enthält Vitamine (A, B 1-12, C, D und E) sowie pflanzliche Inhaltsstoffe wie Enzyme. Außerdem sind darin Calcium, Magnesium, Phosphor sowie Eisen, Jod und Zink enthalten. Zusätzlich liefert grüner Pansen noch reichlich Eiweiß. So kann jederzeit einmal pro Woche ein reiner Pansen-Tag eingelegt werden. Pansen vom Lamm sind für Allergikerhunde eine gute Alternative.

Blut, Knochen und Knorpel

Blut, Knochen und Knorpel gehören offiziell zum Fleisch. Ebenso Fisch, der als Lieferant für die essenziellen Fettsäuren (Linolsäure), Jod und Vitamine einmal wöchentlich empfehlenswert ist. Als Fischersatz empfiehlt sich gelegentlich eine Gabe von Fisch- oder Nachtkerzenöl. Dieses hilft, fettlösliche Vitamine gut aufzunehmen.

Rohe Knochen sind ein wesentlicher Bestandteil des Barfens. Ihre Inhaltsstoffe wie Calcium, Eisen sowie Enzyme und Fett braucht jeder Hund. Knochen kauen ist außerdem eine gute Zahnpflege für Hunde. Dabei eignen sich Kalbs- und Rinderknochen sowie Rippen als gesunde Beschäftigungsnahrung. Je nach Größe des Hundes ist hier wieder Variabilität möglich. Da Knochen verstopfend wirken, bitte vorsichtig starten! Knorpelteile wie z.B. diverse Luftröhren sind eine sinnvolle Alternative zu großen Knochen.

Manche Hunde reagieren auf die Gabe von Knochen mit Erbrechen oder Knochenkot, deshalb solltest du dich langsam an die richtige Menge herantasten! Wenn du keine Knochen füttern möchtest, kannst du stattdessen auf gemahlenes Knochenpulver zurückgreifen.


„Knochenkot entsteht in der Regel, wenn zu viel Knochen gefressen werden. Erbrechen kann bei einzelnen Hunden auch bei geringen Mengen auftreten, wenn Knochen nicht vertragen werden. Zudem gibt es bei der Fütterung von Knochen noch andere Risiken, wie z.B. Verletzungsgefahr im Maul oder Magen-Darm-Trakt durch Knochensplitter.“

– Dr. Susan Kröger, Fachtierärztin für Tierernährung

Was gehört sonst noch zum idealen Barfen?

Neben Fleisch, Innereien, Knorpeln und Co. gehört natürlich auch reichlich Gemüse sowie etwas Getreide zur Barffütterung

Gemüse und Obst

Gemüse und Obst sind weitere wichtige Bestandteile einer gesunden Barf-Kost. Gemüse kann beispielsweise in Form von Fenchel, Gurke, Zucchini, Karotte, Salat, Sellerie oder Rettich auf dem Speiseplan stehen. Es kann püriert, aber auch in Stücken zum Einsatz kommen. Es gibt sogar Hunde, die gerne mal eine Karotte als Knochenalternative knabbern.

Obst ist eine wasserreiche, vitaminhaltige Energiequelle und bietet deinem Hund eine willkommene Abwechslung. Äpfel, Ananas und Birnen sind z.B. reich an Ballaststoffen (Pektin), Vitaminen und Spurenelementen. Süße Früchte wie Brombeeren oder Himbeeren unterstützen mit hohem Vitamin C-Gehalt das Immunsystem des Hundes. Steinobst wie z.B. Aprikosen oder Kirschen bringen, natürlich entkernt, dem Hund Vitamin A (Augen) und Kalium (Muskeln, Nerven).

Avocados, Rosinen, Trauben und Zwetschgen sind nicht für Hunde geeignet. Welche Lebensmittel sonst noch giftig sind für Hunde, kannst du hier nachlesen: Giftige Nahrungsmittel für Hunde

Getreide

Als Kohlenhydratlieferanten bieten sich bei Barf für Hunde Reis oder Nudeln an. Aber auch Kartoffeln oder Pseudogetreide wie Hirse oder Quinoa sind eine gute Wahl. Auch Haferflocken können gelegentlich mal beigemischt werden.

Unter- und Überversorgung vermeiden!

Absolut wichtig beim barfen ist, dass dein Hund keine Über- oder Unterversorgung mit den einzelnen Nährstoffen erfährt! Hierfür ist eine regelmäßige Kontrolle des Futters nötig, denn Mangelerscheinungen oder Erkrankungen zeigen sich meistens erst sehr spät und dann mit unangenehmen Folgen. Daher solltest du dich vor einer Ernährungsumstellung intensiv informieren und die Blutwerte deines Hundes regelmäßig beim Tierarzt überprüfen lassen!


„Eine Über- oder Unterversorgung mit den einzelnen Nährstoffen kann ausschließlich durch eine Überprüfung der Rationen von dafür ausgebildeten Tierärztinnen*ärzten beurteilt werden. Es werden zwar auch Blutuntersuchungen, sogenannte BARF-Profile angeboten, allerdings sind hierbei nicht alle analysierten Werte ohne Weiteres aussagekräftig.“

– Dr. Susan Kröger, Fachtierärztin für Tierernährung

Barfst du deinen Hund?
Wie stellst du deine Rationen zusammen?

Wir freuen uns, wenn du deine Erfahrungen in den Kommentaren mit uns teilst!

Dr. Susan Kröger

Dr. Susan Kröger ist Fachtierärztin für Tierernährung und Diätetik. Über 10 Jahre war sie am Institut für Tierernährung der Freien Universität Berlin beschäftigt, unter anderem als Leiterin der institutseigenen Ernährungsberatung. Heute ist sie nicht nur Expertin auf diesem Gebiet, sondern entwickelt auch seit 2019 gemeinsam mit der Marke FRED & FELIA Rezepte für Premiumhunde- und Katzenfutter.

Bild:

(c) Lilli - Fotolia.com

5 Gedanken zu „Barfen – Die richtigen Zutaten mit Liebe und Verstand“

  1. Danke für die guten Tipps zum günstigen Barfen mit Fleisch. Eine Bekannte kennt sich mit Barfen schon recht gut aus. Ich recherchiere noch etwas dazu, da ich nichts falsch machen möchte.

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  2. Danke für die guten Tipps zum günstigen Barfen mit Fleisch. Eine Bekannte kennt sich mit Barfen schon recht gut aus. Ich recherchiere noch etwas dazu, da ich nichts falsch machen möchte.

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  3. Hallo und gern geschehen!
    Ja, bevor man auf Barfen umstellt, sollte man sich intensiv damit auseinandersetzen, was der Hund alles braucht. Damit es nicht irgendwann zu Mangelerscheinungen kommt.
    Viel Spaß dabei :-)
    Steffi

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  4. Hallo, wie oder an Hand von was berechne ich die Futtermenge die mein Hund täglich braucht. Dazu gibt so unterschiedliche Angaben dass ich mir unsicher bin.
    Sonnige Grüße von Christine und Schnauzer Paul

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  5. Hallo Christine,

    es gibt so viele unterschiedliche Angaben, weil es so viele unterschiedliche Hunde gibt mit ganz unterschiedlichen Anforderungen.
    Unsere Empfehlung gerade für BARF-Anfänger ist es, sich die Futtermenge und -zusammensetzung von einem Ernährungsexperten aufstellen zu lassen. Nur dann kann sichergestellt werden, dass Paul wirklich auch alles das bekommt, was er braucht und sich nicht irgendwelche Mängel einschleichen, die später unangenehme Nachwirkungen haben.

    Liebe Grüße
    Steffi

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