Es gibt haufenweise niedliche Katzenkitten auf dieser Welt. Bezaubernde Kulleraugen, die dich anblicken, würdevolle Katzenschönheiten, die sich an deinen Beinen reiben. Doch so verlockend es auch ist auf all diese Versuchungen einzugehen, bevor du dich für eine Katze entscheidest, solltest du dir ein paar Fragen beantworten.
Worauf es bei der Katzenwahl ankommt
In unserem großen Ratgeber Katze kaufen sind wir schon darauf eingegangen, wie wichtig es ist, sich bei der Frage nach der passenden Katze nicht allein auf Äußerlichkeiten zu verlassen. Denn das süßeste Katzenbaby kann sich unter den falschen Umständen zu einem wahren Satansbraten entwickeln. Deswegen ist es wichtig, sich die eigenen Lebensumstände ehrlich vor Augen zu halten. Und erst danach die Wahl für die richtige Katze zu treffen.
Die Lebensumstände: Freigänger oder Stubentiger?
Als erstes solltest du dir deine Lebensumstände vor Augen halten: Wo und wie wohnst du?
- Eher ländlich oder mitten in einer großen Stadt?
- Gibt es eine stark befahrene Straße in der Nähe deines Zuhauses? Oder ist rund um dich nur Natur?
- Wie groß ist deine Wohnung oder dein Haus?
- Hast du einen Garten?
Grundsätzlich sind sicherlich alle Katzen (abgesehen von Nacktkatzen) dazu geeignet Freigänger zu sein, denn sie sind nun einmal domestizierte Raubtiere. Doch nicht jede Umgebung ist dazu geeignet, dass Katzen in ihr herumstreunen. Neben dem Autoverkehr, der jährlich vielen Katzen das Leben kostet, sind in ländlichen Gegenden die Gefahren durch Jäger oder andere Tiere nicht von der Hand zu weisen. Dir sollte außerdem bewusst sein, dass es Menschen gibt, die Giftköder auslegen, um Hunden und freilaufenden Katzen zu schaden. Die Gefahr, dass dein Liebling irgendwann nicht mehr nach Hause kommt, ist da und sollte dir bewusst sein. Katzenrassen, die sehr bewegungsfreudig sind wie die Somali, die Neva Masquarade oder Norwegische Waldkatze, Bengal oder Savannah solltest du dennoch nicht als reine Wohnungskatze halten.

Nein, es muss nicht automatisch so sein, dass Freigänger nur herumstreunen und kein Interesse mehr an ihren Menschen haben. Das kommt sehr stark auf den Charakter der jeweiligen Katze, auf den Umgang mit ihr und die Umgebung an. Es gibt als Alternative zum unkontrollierten Freigang tolle Möglichkeiten den eigenen eigenen Garten katzensicher zu gestalten. Dann kann sich die Samtpfote frischen Wind um die Nase wehen lassen und das eine oder andere Insekt fangen, ist aber vor der Gefahr vom Auto überfahren oder durch Unmenschen verletzt oder getötet zu werden sicher.
Ob deine Wohnung für einen reinen Stubentiger geeignet ist, hängt einerseits von der Größe, deiner Kreativität und der Katze ab. Es gibt eher ruhige, menschenbezogene Katzenrassen, die gar nicht so sehr nach Freigang dürsten. Ein Beispiel wären die Ragdoll oder Bombay. Dann gibt es natürlich auch bei allen Katzenrassen und Mischlingen ruhigere Exemplare, die sich über ein trockenes, ruhiges Zuhause freuen.
Auch aus einer kleineren Wohnung kannst du mit ein bisschen Kreativität ein Paradies für Wohnungstiger machen und mehrere Ebenen erschließen. Große Kratzbäume, Bretter, die auf Schränke und Regale führen ermöglichen sozusagen ein dreidimensionale Bewegung im Raum. Auch Plätze auf der Fensterbank oder dem Balkon bieten Abwechslung. Dabei solltest du nur darauf achten, dass du Fenster und Balkone durch Kippschutz und Katzennetz sicherst.
Damit sich keine Langeweile einschleicht, solltest du dich täglich mit einer reinen Wohnungskatze beschäftigen und sie möglichst nicht alleine halten.
Der Alltag: Verspielter Wildfang oder entspannter Ruhepol?
Wie oben bereits erwähnt, gibt es die unterschiedlichsten Katzentypen: verspielte Wildfänge, kuschelbedürftige Schmusetiger, sensible Katzendiven oder anspruchslose Stubentiger. Bei der Frage welche Katze passt zu mir solltest du dabei aber nicht nur deine Umgebung, sondern auch deinen Alltag im Blick haben.
- Hast du eine große Familie, in der es durchaus laut und wuselig zugehen kann?
- Hast du kleinere Kinder?
- Lebst du allein?
- Liebst du die Ruhe und hast einen geregelten Alltag?
Natürlich ist nicht jede Rassekatze gleich und es hängt stark von den bisherigen Lebensumständen und dem Charakter der jeweiligen Katze ab, wie sie auf einen hektischen Familienalltag reagiert.

Trotzdem sollten Katzenrassen, die dafür bekannt sind eher ruhig und gemütlich zu sein wie die Nebelung oder Maine Coon dann eher vermieden werden. Besser geeignet sind dann gutmütige Katzenrassen wie die Ragdoll oder die Heilige Birma.
In diesen Überlegungen sollte auch nicht vergessen werden, dass es lautere und leisere Katzen gibt. Wer die Ruhe liebt, sollte sich vielleicht eher eine ruhige Devon Rex als eine mitteilungsbedürftige Siam aussuchen.
Die Arbeitssituation: Einzelhaltung oder Mehrkatzenhaushalt?
Neben den Lebensumständen und dem Alltag solltest du vor der Entscheidung für oder gegen eine Katze unbedingt auch darauf schauen, wie viel Zeit du außer Haus verbringst.
- Wie lange arbeitest du?
- Wie regelmäßig sind deine Arbeitszeiten?
- Hast du viele Hobbies, denen du außer Haus nachgehst?
Im Grunde genommen geht es bei all diesen Fragen darum, wie lange deine Katze alleine ist. Logischerweise langweilt sich eine einzeln gehaltene reine Wohnungskatze schneller als ein Freigänger, der deine Abwesenheit nutzt, um die Gegend zu erkunden. Auch wenn es sich im ersten Moment nach doppeltem Aufwand anhört, mehr als eine Katze aufzunehmen, so minimiert sich dieser Aufwand, wenn du bedenkst, was für Folgen eine gelangweilte Katze haben kann. (Abgerollte Klopapierrollen sind dabei noch die harmloseste.) In der freien Natur gehören Katzen zwar zu den einzelgängerisch lebenden Tieren, das schließt aber den regelmäßigen Kontakt zu anderen Artgenossen nicht aus.

Daher solltest du einen Mehrkatzenhaushalt in Betracht ziehen, wenn der Stubentiger länger als 6 Stunden jeden Tag alleine ist. Hat das Fellbündel einen Spielgefährten, können sich die beiden gegenseitig unterhalten und Langeweile oder Einsamkeit und deren unangenehme Auswirkungen (Unsauberkeit, Verhaltensauffälligkeiten, Krankheit) treten nicht so schnell auf. Daher hast du zwar doppelte Futter- und Impfkosten und es gibt auch ein Katzenklo mehr zu säubern. Aber eine ausgeglichene Katze ist eine gesündere Katze und insofern hast du mit zwei Katzen nicht automatisch doppelte Arbeit und Kosten.
Die Qual der Wahl
Neben der Betrachtung deiner Lebensumstände gibt es auch noch ganz grundsätzliche Fragen zu beantworten:
- Welches Geschlecht soll dein Schmusetiger haben?
- Wie alt soll er sein?
- Soll es eine Rassekatze vom Züchter sein oder ein Mischling aus dem Tierheim?
- Und welchen Pflegeaufwand möchtest du betreiben?
Kater oder Katze?
Manchem Dosenöffner ist klar, dass es immer nur ein Kater wird. Manchem ist das Geschlecht völlig einerlei.
Fakt ist: es gibt durchaus wilde Katzendamen und verschmuste Kater. Es gibt ja nicht zu Unrecht den Begriff des Schmusekaters. Pauschalisierungen sind daher sehr schwer zu treffen. Allerdings ist es auch erwiesen, dass Kater ein stärkeres Revierverhalten haben. Dies führt bei Freilauf grundsätzlich eher zu Konflikten mit Artgenossen und daraus resultierenden Verletzungen als bei Katzen. Auch das Markierverhalten unkastrierter Kater ist stärker ausgeprägt als bei Katzen. Bei Freigängern sollten sowohl Katzen als auch Kater kastriert werden, um unerwünschten Nachwuchs zu vermeiden.
Rassekatze oder Mischling?
Sich für eine Katze einer bestimmten Rasse zu entscheiden, bedeutet nicht zwangsläufig, dass diese sich dem Rassestandard entsprechend verhält. Rassekatzen sind zwar Katzen einer bestimmten Rasse mit charakteristischem Aussehen und einem bestimmten Wesen.

Aber nicht jeder Norwegische Waldkater ist ein freiheitsliebender Rabauke und nicht jede Heilige Birma sanftmütig und verspielt. Außerdem darf auch nicht verschwiegen werden, dass es durch die Züchtungen durchaus zu einer gewissen Häufung an Erkrankungen kommen kann. (Übersichtliche Tabellen rund um die Eigenschaften der verschiedenen Rassekatzen findest du hier.)
Andererseits bedeutet es nicht, dass du mit einem Mischling keine gesundheitlichen Probleme hast. Insbesondere, wenn du nicht weißt, wer die Eltern sind und wie die Kitten ausgewachsen sind. Mischlingen wird nachgesagt, dass sich ihr Verhalten und der Charakter weniger vorhersagen lässt. Das schließt aber nicht aus, dass es auch unter den gewöhnlichen Hauskatzen ruhige, verschmuste oder freiheitsliebende Tiere gibt.
Wunderschöne Exemplare gibt es sowohl unter den Mischlingen als auch unter den Rassekatzen. Und es muss auch nicht zwangsläufig bedeuten, dass du Rassekatzen nur vom Züchter und Mischlinge aus dem Tierheim bekommst. Es gibt auch in den Tierheimen eine Menge Rassekatzen, die auf ein neues Zuhause warten. Die haben dann sicherlich keinen ausgewiesenen Stammbaum, aber es kommt ja auch viel mehr auf den Charakter an.
Langhaar oder Kurzhaar?
Egal ob Rassekatze oder Mischling, je nachdem wie viel Zeit du in die Pflege deiner Katze investieren willst, solltest du dich für eine Kurzhaarkatze, Halblanghaarkatze oder Langhaarkatze entscheiden.

Die Katzen mit dem geringsten Pflegeaufwand sind sicherlich Kurzhaarkatzen. Denn diese können ihr Fell selbst sehr gut pflegen. Trotzdem freuen sie sich natürlich über regelmäßige Steicheleinheiten um Körperkontakt und Nähe zu fördern.
Halblanghaarkatzen sind gegenüber den Langhaarrassen mit ihrer dichten Unterwolle, vergleichsweise pflegeleicht. Der Pflegeaufwand für das Bürsten und das Waschen ist wesentlich geringer. Das Scheren ist nur bei Ausnahmefällen notwendig. Ein frühzeitiger Beginn der Fellpflege – am besten schon im Kittenalter – ist nicht nur für das Tier angenehm, sondern auch für den Halter.
Den höchsten Pflegeaufwand haben sicherlich Langhaarkatzen. Sie benötigen eine intensive Fellpflege um das Haar vor Verfilzungen und Verknotungen zu bewahren. In manchen Fällen kann auch ein Scheren notwendig werden.
Kitten oder Katzensenior?
Wer kann schon dem zuckersüßen Blick eines niedlichen Kittens widerstehen?
Die kleinen Kätzchen sind tollpatschig, verspielt, und haben einen besonderen Charme.

Allerdings machen sie am Anfang auch deutlich mehr Arbeit als ausgewachsene Katzen. Katzenkitten müssen erst noch stubenrein werden und lernen wie das Katzenklo benutzt wird. Sie sind neugierig und werden sicherlich versuchen, die Pflanze als Kratzbaum zu benutzen. In der ersten Zeit brauchen Kätzchen viel Gesellschaft und dürfen nicht zu lange allein gelassen werden. Außerdem musst du damit rechnen, dass du häufiger zum Tierarzt musst, weil sich das Kätzchen verletzt hat oder Durchfall oder Magenkrämpfe bekommt. Auch Entwurmungen und Impfungen müssen durchgeführt werden. Dafür lassen sich Kitten im Gegensatz zu ausgewachsenen Katzen einfacher erziehen. Mit der nötigen Geduld kannst du dem Kitten Verhaltensmuster abgewöhnen, die sich sonst vielleicht schon manifestiert haben, wie das Kratzen an Möbeln oder das Benutzen der Krallen beim Spielen.
Gerade, wenn du ruhige Abende genießt, können ältere Katzen aus Tierheimen eine sinnvolle Alternative zu einem aufgedrehten Kitten sein. Allerdings können erwachsene Katzen unter Umständen schon Marotten entwickelt haben, die du ihnen nur schwer wieder abtrainieren kannst. Dafür sind diese Katzen nach dem ersten Eingewöhnen oftmals sehr anhänglich und dankbar für das neue Zuhause.
Immer noch unsicher? Mach den Test!
Du siehst, es gibt eine ganze Menge zu bedenken, wenn du auf der Suche nach der passenden Katze für dich bist. Wenn du nach all den Tipps immer noch unsicher bist, welche Katze zu dir passt, dann findest du hier zwei Tests, die dir einen Hinweis geben können:
Allerdings ist der ultimative Tipp: Lass dich am Besten von deiner zukünftigen Katze aussuchen. Das sind oftmals die besten tierischen Familienmitglieder.
