Die Nase am Boden und jede Spur verfolgen. Ohren auf Durchzug, Fahrräder jagen, in die nächstbeste Pfütze stürmen, den Postboten verbellen – kommt dir irgendwas davon bekannt vor? Viele Hundebesitzer kennen solche Aktivitäten ihrer Lieblinge und kämpfen damit, sie möglichst zu begrenzen.
Bei Hunden mit echten Aufgaben können solche Eigenschaften jedoch nützlich sein und gezielt eingesetzt werden, um ihre Halter in bestimmten Bereichen zu unterstützen.
Die möglichen Einsatzgebiete sind vielfältig, denn Hunde eignen sich aufgrund ihrer Bindungs- und Lernbereitschaft sehr gut für die enge Zusammenarbeit mit Menschen. In diesem Artikel erhältst du einen Überblick, in welchen Bereichen Hunde heute eingesetzt werden. Weitere Artikel, in denen spezieller auf die einzelnen Jobs eingegangen wird, werden folgen.
Hunde können auch einen Job haben!
Im Zusammenleben mit Menschen haben Hunde schon immer bestimmte Aufgaben übernommen. Zu Beginn waren es z. B. der Einsatz als Wärmequelle in kalten Nächten und als Müllverwerter am Lager. Bald erkannten unsere Vorfahren auch den Nutzen der Vierbeiner als Wächter, Beschützer, Zugtier und Jagdhelfer. Der gezielte Einsatz von Hunden hat also schon damals das Leben erleichtert.

Als die Menschen sesshaft wurden, wurden Hunde auch für die Herdenarbeit interessant. Es begann eine Auswahl gewünschter Eigenschaften durch gezielte Zucht. Heute gibt es zahlreiche Gebrauchshunderassen in verschiedensten Bereichen. Längst sind Jagd, Schutz und Herdenarbeit nicht mehr die einzigen Einsatzgebiete.
Inzwischen haben Hunde auch darüber hinausgehende Aufgaben, denn unser Lebensalltag hat sich verändert und damit unsere Bedürfnisse. Unser Leben ist inzwischen sehr komplex und andere Dinge sind wichtiger geworden als Jagd und Herdenschutz (auch wenn dieser mit der Neuansiedelung des Wolfes bei uns allmählich wieder Thema wird). So werden die Eigenschaften des Hundes mittlerweile auch auf andere Weisen genutzt wie z. B. im Einsatz als Therapiehund, Epilepsiewarnhund oder Drogenspürhund.
Diese Aufgaben können Hunde übernehmen
Ausgehend von den damaligen Lebensbedingungen wurden Hunde zunächst für die Jagd, sowie für Wach- und Schutzzwecke und Herdenarbeit genutzt.

Arbeitshunde
Diese Hunde werden als Arbeitshunde bezeichnet und gezielt für eine bestimmte Arbeit gezüchtet. Bekannte Rassen sind beispielsweise lauf- und geruchsstarke Setter und Münsterländer für die Jagd, selbstbewusste Schäferhunde und Rottweiler zur Bewachung und zum Schutz. Bei der Herdenarbeit werden die schweren, selbstständigen Pyrenäen Berghunde und Kangals für den Herdenschutz eingesetzt und leichte, wendige, ausdauernde und gehorsame Hütehunde wie Border Collies und Australien Shepherds zum Zusammenhalten der Herde.
Rettungs- und Spürhunde
Der ausgeprägte Geruchssinn und große Spieltrieb mancher Rassen werden heute genutzt, um sie gezielt als Rettungs- und Spürhunde auszubilden. Der bekannteste Rettungshund ist wohl aus der Lawinenrettung der Bernhardiner. Daneben gilt der Neufundländer als großartiger Wasserrettungshund, der ertrinkende Menschen sicher an Land bringt. Polizei und Zoll setzen Drogenspürhunde ein, hier bewähren sich häufig Malinois und Deutsche Schäferhunde. Weitere Suchhunde wie Mantrailinghunde und Trümmersuchhunde suchen vermisste Personen, auch in Katastropheneinsätzen. Sie müssen daher besonders nervenstark sein, es kommt hier nicht so sehr auf die Rasse an. Mantrailing-Spezialisten wie der Bloodhound und der Bayrische Gebirgsschweißhund haben einen besonders ausgeprägten Geruchssinn.

Assistenzhunde
Die enge, vertrauensvolle Lebensgemeinschaft mit ihren Haltern befähigt Hunde dazu, auch als „Assistenten“ für ihre Menschen zu arbeiten. Assistenzhunde unterstützen ihre Halter bei der Bewältigung des Alltags und können sogar lebenswichtig sein. Sie werden sehr gezielt auf die Bedürfnisse der jeweiligen Person zugeschnitten ausgebildet. Diabetikerwarnhunde, Epilepsiewarnhunde und Schlaganfallwarnhunde werden jeweils für einen der Bereiche ausgebildet. Sie nehmen feinste körperliche Veränderungen ihrer Menschen wahr, die u. U. lebensbedrohlich werden könnten. Sie machen sie darauf aufmerksam und bringen bspw. Traubenzucker (für den unterzuckerten Diabetiker) herbei. Blindenhunde helfen sehbeeinträchtigten Menschen ihren Alltag zu meistern, Signalhunde tun dies für hörbeeinträchtigte Menschen. Sogenannte LPF-Assistenzhunde helfen ihren mobilitätseingeschränkten Herrchen und Frauchen bei der Bewältigung des Alltags, indem sie lebenspraktische Fähigkeiten erlernen. So können sie zum Beispiel Socken ausziehen, den Schlüssel oder heruntergefallene Gegenstände bringen u. v. m. Das Deutsche Assistenzhunde-Zentrum bildet als 1. Organisation in Europa seit 2008 gezielt PTBS-Assistenzhunde dafür aus, traumatisierten Menschen zu helfen. Ihre Ausbildung ist sehr komplex, da sie ganz individuelle körperliche und kognitive Aufgaben beinhaltet. Assistenzhunde gelten vor dem Gesetz als „medizinische Hilfsmittel“. Das klingt hart, räumt aber ihren Haltern bestimmte Rechte in der Öffentlichkeit ein.
Therapiehunde
Therapiehunde werden überall dort von Therapeuten oder Pädagogen eingesetzt, wo Menschen schon durch den reinen Kontakt zum Hund profitieren können. Sie werden auf ihren Einsatz an sich vorbereitet, nicht aber gezielt auf eine Person. Meist arbeiten ihre Halter mit ihnen in Gruppen oder mit verschiedenen Einzelpersonen. So gibt es an manchen Schulen Schulhunde, die das Klassenklima entspannen und zu besseren kognitiven Leistungen führen können. Auch an Förderschulen für behinderte Kinder werden Hunde erfolgreich eingesetzt. Besuchshunde erfreuen Bewohner von Seniorenheimen oder besuchen Patienten in Krankenhäusern. In solchen Einrichtungen gibt es besondere Hygienevorschriften zu beachten, doch die Hundebesuche können sich enorm positiv auf die Aktivität und Gesundheit von Menschen auswirken.

Ab auf die Schulbank!
Jeder Hund, der eine spezielle Aufgabe übernehmen soll, muss dafür natürlich vorbereitet werden. Seine charakteristischen Eigenschaften, die genutzt werden sollen, müssen vom Halter zunächst in die richtigen Bahnen gelenkt werden. Stell dir vor, der Jagdhund zeigt nicht nur die Spur an, sondern hetzt und erbeutet das Wild. Anschließend verschwindet er mit ihm im Unterholz, um es in aller Ruhe zu verzehren. Damit ist dem Jäger nicht geholfen. Der Hund muss also lernen, welches die erwünschten Verhaltensweisen sind.
Es gibt diverse Ausbildungsmethoden und -institute bzw. Trainer/Vereine, die Hunde auf ihren jeweiligen Einsatz vorbereiten. Anschließend steht oft eine Eignungsprüfung an. Der Welthundeverband FCI (Fédération Cynologique Internationale) hat zum Beispiel eine Gebrauchshundeprüfung etabliert. Absolviert ein Hund sie erfolgreich, ist er international anerkannter Gebrauchshund.
Wie lange dauert die Ausbildung?
Für Jagdhunde gibt es Jagdeignungs- oder Brauchbarkeitsprüfungen. Zwischen 6 Monaten und vier Jahren kann eine Ausbildung dauern, je nachdem, wie umfangreich und spezialisiert diese ist.

Herdenschutzhunde leben von Anfang an in Tierherden und lernen so ihr Einsatzgebiet schon früh kennen. Der Verein für arbeitende Herdenschutzhunde e.V. (VAH) führt Prüfungen zur Zertifizierung von an Nutztieren arbeitenden Herdenschutzhunden und Schulungen für ihre Halter durch. Bis ein Herdenschutzhund voll einsatzfähig ist, dauert es ca. zwei Jahre. Hütehunde benötigen zwischen einem und drei Jahren für das Erlernen ihrer Aufgabe, eine Prüfung nimmt beispielsweise der FCI ab.
Rettungshunde haben eine verantwortungsvolle Aufgabe. In Vereinen wie dem Deutschen Rettungshundeverein e. V. oder auch bei Organisationen, die Katastropheneinsätze unterstützen, wie dem Deutschen Roten Kreuz oder dem Arbeitersamariterbund kannst du mit deinem Hund eine Ausbildung machen. Zwei bis drei Jahre musst du dafür einplanen.
Spürhunde und ihre Halter benötigen etwa 12 bis 18 Monate, bevor sie z. B. beim Zoll bei der Suche nach Drogen, Sprengstoff u. a. eingesetzt werden können Die Ausbildung für Personensuche kann zwei bis drei Jahre in Anspruch nehmen.
Die Schulung von Assistenzhunden dauert meist zwischen 18 und 24 Monaten. Therapiehunde und ihre Menschen absolvieren 180 Stunden und etliche Prüfungen bis zur abgeschlossenen Ausbildung, wie auf der Seite des DBTB e. V. (Deutscher Berufsverband für Therapie- und Behindertenbegleithunde e. V.) zu lesen ist.

Übrigens: Verantwortungsvolle Hundetrainer und Institute achten darauf, dass der Hund in der Ausbildung nicht verletzt, überfordert oder gar ausgebeutet und gequält wird. So wichtig ein Hund in Erfüllung seiner Aufgabe auch für seinen Menschen sein kann, darf sein Wohl doch niemals an unterster Stelle stehen. Leider ist insbesondere in der Jagdszene die Erziehung mit „harter Hand“ immer noch üblich. Auch Schutz- und Wachhunde werden auf absoluten Gehorsam gedrillt, mitunter mit tierschutzwidrigen Methoden. Es gibt allerdings auch hier Ausbilder, die Wert legen auf das Vertrauensverhältnis zwischen Hund und Halter und jegliche Gewalt in der Ausbildung ablehnen.
Welcher Hund ist für solche Aufgaben geeignet?
Es gibt bestimmte Charaktermerkmale, die Hunde besonders dazu befähigen, bestimmte Aufgaben zu erlernen. Diese sind häufig schon sehr früh erkennbar und so werden bereits in der frühen Welpenzeit die Weichen gestellt für eine Karriere in einem bestimmten Bereich oder das Leben als Familienhund. Eine frühe, sehr gute Sozialisierung ist die beste Basis für ein „erfolgreiches Arbeitsleben“.

Grundsätzlich sind ein gutes Selbstbewusstsein und hoher Lernwille von Vorteil. In manchen Bereichen wie zum Beispiel dem Wachhundedienst ist Dominanz erwünscht. Spieltrieb hilft bei der Ausbildung, da ein Spiel nach erfolgreicher Aufgabe einen hohen Belohnungscharakter hat. Für manche Aufgaben braucht es in sich ruhende, ruhige Hunde (z. B. Herdenschutz, Therapie), wogegen in einigen Bereichen eher Ehrgeiz und Agilität von Nutzen ist (z. B. Hütehund). Ängstlichkeit und Aggressionsbereitschaft sind Ausschlusskriterien für alle Hundejobs.
Der Körperbau spielt bei manchen Jobs ebenfalls eine entscheidende Rolle. Ist es bei einem Therapiehund nicht wichtig, wie groß und schwer er ist, so ist z. B. bei der Trümmersuche der mittelgroße, wendige Hund klar im Vorteil. Ein Landseer hätte keine großen Chancen, in einen Fuchsbau einzudringen und ein Yorkshire-Terrier täte sich schwer, einen Menschen aus dem Wasser zu ziehen.
Fazit
Der „beste Freund des Menschen“ kann in vielen Bereichen ein wertvoller Helfer sein. Seine Aufgaben erstrecken sich von althergebrachten wie der Jagd bis hin zu modernen wie der Therapie. Es gibt regelrechte Spezialisten, je nach Veranlagung und Ausbildung.
Wenn Züchter ihre Hunde schon nach bestimmten Kriterien züchten und verantwortungsvoll sozialisieren, so können diese mit einer guten Ausbildung später erfolgreich ihre Aufgabe meistern.
Es gibt aber immer wieder auch Beispiele von ehemaligen Tierschutzhunden, durchaus auch Straßenhunden, die z. B. wunderbare Therapiehunde geworden sind.
Beim Einsatz von Hunden für uns Menschen sollte immer darauf geachtet werden, dass auch der Hund zu seinem Recht kommt und nicht unter seinem Job leiden muss. Dann kann seine Aufgabe für ihn eine willkommene Auslastung seiner Fähigkeiten sein.
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